In der Bar zum Krokodil
Ina Bruchlos
Ausstellung & Lesung
Eröffnung: Samstag, 21. September, 17 Uhr
21. - 26. 9. 2019
Das Kornhäuschen freut sich auf die Lesung und Ausstellung der in Hamburg lebenden Künstlerin und Schriftstellerin Ina Bruchlos. In der Kunsthalle Hamburg gehört Ina Bruchlos mit zum Aufsichtspersonal. Als Künstlerin und Schriftstellerin zitiert sie Kunstwerke, die in der Kunsthalle ausgestellt werden, wie Bilder von Caspar David Friedrich, Ernst Ludwig Kirchner oder Christian Schad. 2010 fand eine Lesung ihrer Werke in der Hamburger Kunsthalle statt, 2002 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Hamburg für Literatur. In der Mathilde Bar Ottensen in Hamburg ist sie regelmäßig zu Gast in der Hessen- und der FC St. Pauli-Lesung.
„Ich sagte: „Christian Schad wollte einmal meine Mutter malen.“ Manchmal fielen aus mir die Worte wie Erbsen. Ich dachte sofort, dass es falsch war, jetzt die Sache mit Schad und meiner Mutter ins Spiel zu bringen, zumal es keine Sache war, kein Ding. Der Schad hatte keine nähere Beziehung zu meiner Mutter, sie waren noch nicht einmal befreundet, und meine Mutter sowieso viel zu jung war für den damals schon sehr alten Schad und das einzig besondere die Tatsache war, dass der Schad eine Weile in Aschaffenburg gelebt hatte, dem Ort aus dem wir alle kamen - Kirchner, Schad, meine Familie und ich.
Die Bezeichnung des jeweiligen Arbeitsbereiches unterlag ebenfalls einer sehr alten Regelung, zumindest alt genug, um Schad zu bewachen und Dix zu sein, was eigentlich keinen Sinn ergab. Aber im Sockel hing auch schon länger kein Warhol mehr und auch die 60er waren nicht das, was sie behaupteten zu sein. Sie waren es irgendwann einmal und deshalb hießen die Aufsichten noch heute so, weil ihr Platz so hieß, egal, was da gerade hing.
Die Künstler bezeichneten unsere Positionen, und die Positionen bezeichneten uns. Manchmal waren wir Namen, manchmal ganze Epochen und so hatten wir zeitweise so schillernde Bezeichnungen wie Rubens oder Rembrandt und hießen an anderen Tagen einfach nur Fluxus oder 19. Jahrhundert.
Ich fragte Beckmann, welche Pause sie habe. Auch in Geschlechtsfragen waren wir durchaus inkonsequent. Sie hatte die erste. Dabei wusste ich, dass Rena die frühen Pausen nicht mochte, aber an ihrem Gesicht war nicht abzulesen, was sie davon hielt. Wir gingen ein Stück zusammen den Gang entlang, vorbei an Nolde und Barlach. Kirchner kam wie ich aus Franken. Ich sagte: Kirchner und ich, wir kommen vom gleichen Ort. Aber Rena war in Gedanken und blickte nur auf den Fußboden, der unter uns knarzte wie ein riesiger hölzerner Zopf.
(Ina Bruchlos, Textauszug „Christian Schad“ 2019)
Ina Bruchlos (*1966 Aschaffenburg) studierte Germanistik an der J.W.Goethe Universität Frankfurt am Main und Kunst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, an der Academie van Beeldende Kunsten in Rotterdam und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Ausgezeichnet wurde sie mit dem Förderpreis für Literatur der Stadt Hamburg, dem Publikumspreis beim Erscheinen des Hamburger Ziegels und dem Astroarliteraturpreis.